Die Quelle für diese Betrachtung ist der Datensatz der „Wildtiermanagementliste Nutztierrisse des NLWKN, veröffentlicht auf der website des LJN bzw. wolfsmonitoring.com“ (https://www.wolfsmonitoring.com/monitoring/nutztierrisse/).
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt erwartet das Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz in Niedersachsen, eine Reaktion bzw. Stellungnahme/Bericht des DBBW (Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf) für das weitere Vorgehen mit dem Cuxhavener Rudel.
Es besteht die Möglichkeit, das eine Erschießung des Cuxhavener Rudels vorgenommen wird. Das könnte die „Initialzündung“ für Erschießungen weiterer Rudel in Niedersachsen und Deutschland sein.
Um der Öffentlichkeit einen Überblick über die Situation in Cuxhaven in Bezug auf die Risse in diesem Gebiet zu geben, hat das W-I-S-Z-V sich die Zahlen und Daten dieser Liste genauer angesehen.
Es ist ausdrücklich darauf hinzuweisen, das die in den Tabellen ermittelten Datenmengen nicht aufgrund der Arbeit des W-I-S-Z-V entstanden sind. Diese Liste wird vom NLWKN geführt. Bei weiteren Fragen in Bezug auf den Inhalt und den Ursprung der Zahlen ist das NLWKN zu kontaktieren. Etwaige Fehler oder fehlende Datenmengen sind vorbehalten.
Anmerkungen zu den vom W-I-S-Z-V erstellten Tabellen
Die Zahl „Rissanzahl“ bezieht sich auf die Häufigkeit von „Rissvorfällen“ während eines Zeitraumes.
Die Zahl „Anzahl getöteter Nutztiere“ kann sich deutlich von der Höhe der Zahl „Rissanzahl“ unterscheiden und bezieht sich auf die Menge der bei den „Vorfällen“ getöteten Nutztiere.
In den Tabellen sind die Daten laut „Wildtiermanagementliste“ von 2012 bis einschließlich 09.12.2017 berücksichtigt, die bereits ermittelt worden sind. „Vorfälle“ in Bearbeitung sind nicht miteinbezogen. Verletzte Tiere sind nicht in den Tabellen enthalten. Es handelt sich bei der Betrachtung ausschließlich um getötete Nutztiere (Rinder und Schafe).
Eine Gewähr für die Richtigkeit der Zahlenmengen wird nicht übernommen.
Weiterhin sind die Hinweise auf den Wolf als Verursacher allgemein formuliert („Wolf“). Es ist kein Individuum daraus abzulesen.
Zudem ist bekannt das Wölfe ein großes Wanderverhalten aufzeigen. Nach bisherigen Forschungen des W-I-S-Z-V ist ersichtlich, das ein Erscheinen mehrerer „Wanderwölfe“ in den verschiedenen, von anderen Wölfen besetzten Revieren, durchaus vorkommt. Dieses gilt auch erwiesener Maßen für Cuxhaven.
Dies zeigen Untersuchungen des W-I-S-Z-V in Teilgebieten des Goldenstedter Rudels. Dort konnten im letzten Winter (2016/2017) mindestens fünf unterschiedliche anwesende ausgewachsene Wölfe ermittelt werden (plus Dunkelziffer). Ein öffentlich bekannt gewordenes Beispiel dafür ist der überfahrene „Wanderwolf“ in Varnhorn/Visbek, im April 2017.
Die leider sehr oft veröffentlichten ungerechtfertigten Behauptungen in den Medien, ein und derselbe Wolf hätte die Nutztierrisse verursacht (z.B. die Behauptung in der regionalen Presse, die Goldenstedter Wölfin wäre für alle Risse im Bereich Barnstorf verantwortlich), kann aus dieser Liste zumindestens nicht wissenschaftlich begründet werden.
Daten über Individuen (Wölfe) werden nicht öffentlich bekannt gegeben. Das NLWKN/Wolfsbüro verfügt über diese Daten/Nachweise, die wie schon erwähnt, nicht in der „Wildtiermanagementliste“ aufgeführt sind.
Aus dieser Liste ist nicht ersichtlich welcher Wolf es explizit gewesen und ob er für die Risse verantwortlich ist, wenn es denn überhaupt einer war (siehe auch Tabellen „Kein Wolf“ oder „Wolf nicht nachweisbar“).
Tabelle 1
Cuxhaven Risse und nachgewiesene Anzahl der getöteten Nutztiere durch den Wolf
Erstellt von Jan Olsson (W-I-S-Z-V) nach den Daten der Wildtiermanagementliste des LJN/NLWKN, Stand: 09.12.2017 / Fehler vorbehalten
Jahr Rissanzahl Anzahl getötete Nutztiere
Rind Schaf Rind Schaf
2012 0 3 0 22
2013 0 1 0 5
2014 2 4 3 34
2015 0 1 0 1
2016 7 4 10 11
2017 19 16 19 44
Gesamt: 28 29 32 117
Summe der Risse Rind und Schaf Anzahl getötete Nutztiere
57 149
Anmerkungen zu Tabelle 1
Diese Tabelle zeigt die Anzahl getöteter Nutztiere ohne die Werte der Tabellen von „Kein Wolf“ und „Wolf nicht nachgewiesen“. Die Zahlen dieser beiden Kategorien müssen der Summe an getöteten Nutztieren hinzu addiert werden, um auf die vollständige Anzahl getöter Nutztiere zu gelangen.
Die Summe, laut der Liste des LJN/NLWKN, der getöten Nutztiere in fünf Jahren, beläuft sich somit auf 192 (149 / Tabelle 1 + 43 / Tabelle 4).
Somit wurde ca. ein Fünftel der Nutztiere nicht durch den Wolf getötet!
Ein interessante Frage ist, die es zu klären gilt, was ist im Jahr 2015 vorgefallen, das es nur einen einzigen Riss eines Schafes gegeben hat? Welche Ursache lag dafür vor?
Eine mögliche Erklärung ist, das sich das Rudel unter der Führung der Leitwölfin auf Beute in Form von Wild umgestellt hatte.
Im Zeitraum Anfang bzw. bis Mitte September 2016 ist die Leitwölfin des Cuxhavener Rudels illegal erschossen worden. Ein Täter ist bis heute nicht ermittelt worden.
Das W-I-S-Z-V ist zur Zeit sehr engagiert, dafür zu sorgen, das das Verfahren wieder aufgenommen wird.
Die illegale Tötung der Leitwölfin hat zu einer Veränderung des Rudelverhaltens geführt. Dies ist aus der Tabelle 1 abzulesen (ab 2016 verstärkte Risszahlen). Hinzu kommt, das die oft in den Medien als „Jungwolf“ betitelten Wölfe des Cuxhavener Rudels, zum jetzigen Zeitpunkt bereits 1,5 Jahre alt sind und es sich somit um erwachsene Tiere handelt.
Erschwerend kommt hinzu, das bisher ein Nachweis über den Verbleib des Rüden fehlt (Partner der illegal erschossenen Leitwölfin).
Bis heute gibt es im Gebiet des Cuxhavener Wolfrudels keinen ausreichenden Herdenschutz. Obwohl sich dieses Rudel bereits seit mehreren Jahren in diesem Gebiet aufhält, sind zur Zeit immer noch so gut wie keine wirksamen Maßnahmen für eine ausreichende Sicherheit der Nutztiere ersichtlich.
Tabelle 2
Cuxhaven Risse „Kein Wolf nachgewiesen“
Erstellt von Jan Olsson (W-I-S-Z-V) nach den Daten der Wildtiermanagementliste des LJN/NLWKN, Stand: 09.12.2017 / Fehler vorbehalten
Jahr Rissanzahl Anzahl getötete Nutztiere
Rind Schaf Rind Schaf
2012 0 0 0 0
2013 1 1 1 3
2014 1 0 0 0
2015 1 0 3 0
2016 3 2 3 4
2017 0 5 0 7
Gesamt: 6 8 7 14
Summe der Risse Rind und Schaf Anzahl getötete Nutztiere
14 21
Anmerkungen zu Tabelle 2
Ab 2016 kommt es zu Meldungen über Risse, die von keinem Wolf verursacht worden sind. 14 Risse sind ohne das Zutun des Wolfes im Bereich Cuxhaven in den letzten Jahren zu verzeichnen.
Tabelle 3
Cuxhaven Risse „Wolf nicht nachweisbar“ nachgewiesen
Erstellt von Jan Olsson (W-I-S-Z-V) nach den Daten der Wildtiermanagementliste des LJN/NLWKN, Stand: 09.12.2017 / Fehler vorbehalten
Jahr Rissanzahl Anzahl getötete Nutztiere
Rind Schaf Rind Schaf
2012 0 0 0 0
2013 0 0 0 0
2014 1 0 1 0
2015 3 1 4 1
2016 8 3 8 2
2017 3 2 4 2
Gesamt: 15 6 17 5
Summe der Risse Rind und Schaf Anzahl getötete Nutztiere
21 22
Anmerkung zu Tabelle 3
In weiteren 21 Rissen konnte auch kein Wolf als Verursacher ermittelt werden. Auch hier ist eine Zunahme ab 2015/2016 zu erkennen.
Tabelle 4
Cuxhaven Risse Summen „Kein Wolf“ und „Wolf nicht nachweisbar“ 2012-2017
Erstellt von Jan Olsson (W-I-S-Z-V) nach den Daten der Wildtiermanagementliste des LJN/NLWKN, Von 2012 bis Stand: 09.12.2017 / Fehler vorbehalten
Jahr Rissanzahl Anzahl getötete Nutztiere
Rind Schaf Rind Schaf
Kein
Wolf 6 8 7 14
Wolf
n.n 15 6 17 5
Gesamt: 21 14 24 19
Summe der Risse Rind und Schaf Anzahl getötete Nutztiere
35 43
Anmerkungen zu Tabelle 4
In fünf Jahren sind somit fast ein Fünftel der getöteten Nutztiere, nicht durch den Wolf getötet worden!
Fazit und Ausblick
Es kommt in Cuxhaven zu Rissen an Nutztieren. Die Gründe dafür sind ein nicht ausreichender Herdenschutz der Nutztiere und die illegale Erschießung der Leitwölfin des Cuxhavener Rudels.
Das Fehlen einer erfahrenen Wölfin, die den Jungwölfen zeigt wie vorwiegend Wild zu jagen ist und der unzureichende Herdenschutz, führte zu einer Häufung von Rissen an Nutztieren.
Verantwortlich für die Häufung der Risse, ist der Täter der illegalen Erschießung der Leitwölfin. Vor der Erschießung der Leitwölfin kam zu geringeren Zahlen an Rissen.
Aus dem daraus resultierenden Verhalten der Jungwölfe auf ein „Problemrudel“ zu schließen und den Abschuss des ganzen „restlichen“ Rudels zu fordern oder möglicherweise sogar durchzuführen, ist ein falsches Signal.
Der Herdenschutz in Cuxhaven ist deutlich zu verbessern. Die Tat ist aufzuklären.
Der Täter ist zur Verantwortung zu ziehen. Er sollte für die Folgen seiner Tat aufkommen, insbesondere durch die Zahlung der Entschädigungen an die Nutztierhalter, die durch die Auswirkungen dieser Tat Tiere verloren haben.
Die Wölfe für die Fehler des Menschen verantwortlich zu machen ist eine zu einfache Betrachtungsweise.
Zudem wäre es sehr förderlich, wenn die Verantwortlichen in den Behörden einen anderen Weg wählen würden. Eine Idee ist es, das Wolfsrudel in Cuxhaven zum jetzigen Zeitpunkt wissenschaftlich zu untersuchen. Der Einsatz von Zoologen oder Biologen im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie (vielleicht sogar Masterarbeiten an Universitäten) über die Entwicklung des Cuxhavener Rudels, dessen Jagdverhalten, Abwanderung der Wölfe kann weitere Erkenntnisse bringen, um seriöse Entscheidungen treffen zu können.
Folgende Fragestellungen, als Denkanstoss, sind sehr interessant und absolut wissenwert für die weitere Zukunft der Wölfe, nicht nur in Cuxhaven:
Wie verhält sich das Cuxhavener Rudel zur Zeit?
Welche Wanderbewegungen gibt es in Cuxhaven?
Ist der Rüde noch im Gebiet Cuxhaven vorhanden?
Welches Beuteverhalten hat das Cuxhavener Rudel?
Welche Änderungen des Beuteverhaltens sind real aufgetreten (Beutespektrum)?
Wer hat die Führung des Rudels übernommen?
Die oben genannten Punkte wären nur einige wissenswerte Bereiche.
Ein Abschuss des Cuxhavener Rudels zum jetzigen Zeitpunkt wäre fatal und würde Chancen zur Ermittlung von weiteren möglichen Forschungsergebnissen verhindern.
Der Abschuss des Rudels in Cuxhaven wäre eine Fehlentscheidung, mit negativen Konzequenzen für weitere Wolfsrudel in ganz Deutschland.
Machen wir unserem Namen endlich einmal die Ehre, die ihm gebührt,... dem „Homo sapiens“... (lateinisch: U.a. „für verstehender, weiser, kluger und vernünftiger Mensch...“)
Jan Olsson
(1. Vorsitzender)